Donnerstag, 20. Februar 2014

Bei den Rockstars der Hotelbewertungen


Heute war ich bei den Rockstars der Hotelbewertungen: Alexander Fritsch und Holger Sigmund von Tourismuspartner. Die beiden haben das Buch Hotelbewertungen: richtig nutzen geschrieben. Das Buch hat mir gut gefallen und die beiden verstehen Ihr Fach! Hier ein kurzes Interview:

Haben Sterne ausgedient?
Hotelbusiness-Blog: Der DEHOGA nutzt heute Bewertungen für die Hotelklassifizierung; haben Sterne im Licht von Hotelbewertungen ausgedient?
Fritsch: Ja, die Klassifizierung wird an Bedeutung verlieren. Es ist so: Hotels mit gleicher Sternekategorisierung unterscheiden sich erheblich. Den Zweck, Urlaubern verlässliche Qualitätsversprechen zu geben, verpassen die Sterne damit.

Sind Facebookbewertungen relevant?
Hotelbusiness-Blog: Heute habe ich in einem neuen Blogbeitrag bei ideas4hotels gelesen, dass Facebooksterne nun auch in der Googlesuche angezeigt werden: Sind Facebookbewertungen also doch interessant?
Sigmund: Interessant schon. Allerdings erfüllt Facebook einfach nicht den gleichen Zweck wie die Bewertungsportale: zur Planung einer Reise sind die Facebookbewertungen nicht brauchbar Es gibt keine Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Hotels. Als wichtige Empfehlungsquelle für Freunde ist Facebook nach wie vor sehr relevant!

Macht Google alle platt?
Hotelbusiness-Blog: Bereits heute sind Bewertungsportale im Überblick, Hoteldaten und Bilder in der Googlesuche auf einen Blick zu sehen. Buchbarkeit ist auch gegeben: werden Bewertungsportale und Hotelhomepages überflüssig?
Fritsch: Das können wir uns im Moment nicht vorstellen: Google verdient ja sehr gut an den Bewertungs- und Buchungsportalen.


Was macht Tripadvisor falsch?
Hotelbusiness-Blog: Tripadvisor ist weltweit die Nummer 1 in den Bewertungsportalen; wie kommt es, dass sich Tripadvisor in Deutschland so schwer tut?
Sigmund: Holidaycheck war bereits gut auf dem deutschen Markt etabliert und ist ideal auf die deutschen Marktbedürfnisse angepasst. Tripadvisor holt allerdings mächtig auf - in der Schweiz haben die beiden Portale bereits heute vergleichbare Marktanteile.

Was machen Hotels mit älteren, Web 1.0 Gästen?
Hotelbusiness-Blog: Viele Ferienhotels haben Gäste in gehobenen Alter - die das Internet stark nutzen, aber wenig interagieren, also auch wenige Bewertungen schreiben. Ein Hotel mit dieser Zielgruppe ist für jüngeres, bewertungsbereites Publikum selten reizvoll - was zu schlechten Bewertungen und weniger Gästen führen kann. Was ist der Rat für diese Hotels?
Fritsch: Der Rat heisst: ruhig bleiben. Wir wissen aus Untersuchungen, dass die älteren bei den Bewertungen immer aktiver werden. Bei Holidaycheck sind die Hälte aller Bewerter über 40 Jahre alt. Es gibt noch einen weiteren, ausgleichenden Faktor: jüngere Gäste bewerten generell schlechter - auch in Hotels, die für sie ausgelegt sind.

Wie finde ich Reiseblogger?
Hotelbusiness-Blog: Blogger werden zu immer wichtigeren Personen in unserer Medienlandschaft und sind Teil des Bewertungskosmos - haben Sie einen Tipp, wie man Blogger erreichen kann?
Firtsch: Wir haben bereits viel darüber geredet - einen systematischen Ansatz gibt es bisher nicht. Allerdings wissen wir von Bloggerverzeichnissen, zum Beispiel in den USA travelbloggersassociation.com/, bei uns in Deutschland reiseblogs.org oder der sehr interessante reiseblogger-kodex.com, welcher den journalistischen Ehrenkodex gleich mitliefert.

Wie geht es mit den Onlinebewertungen weiter?
Hotelbusiness-Blog: Wie sieht die Relevanz der Bewertungen in fünf Jahren aus?
Sigmund: Bewertungen haben sich etabliert und werden sich weiter durchsetzen: als verlässlichste Informationsquelle für die Reiseplanung. Die Suchmechanismen werden verfeinert werden, es wird eine stärkere Verknüpfung zwischen Bewertung und Preis geben - man könnte auch sagen zwischen Qualität und Preis. Für die Gäste wird es immer leichter ihr Wunschhotel zu finden. Die Bedeutung der einzelnen Plattformen könnte dabei äusserst dynamisch bleiben.

Was bringt die Zukunft für die Tourismuspartner?
Hotelbusiness-Blog: Bei den raschen Veränderungen in diesem Markt müsste ja ständig an der Neuauflage von Hotelbewertungen: richtig nutzen gearbeitet werden. Ist das die Aufgabe für die nächsten Jahre?
Sigmund: lacht Nein, unser Thema für die nächsten Jahre heisst klar: Internationalität. In anderen Ländern gibt es die Dichte an Schulungen wie wir sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennen nicht. Seit zwei Jahren halten wir sehr erfolgreich Vorträge in Destinationen wie Phuket, Malediven und Dubai. Die Themen sind die selben wie in Deutschland und viele Menschen leben von erfolgreichem Tourismus. Dabei lernen wir viel von den Erfahrungen, die all diese Hoteliers und Touristiker gemacht haben und können diese wieder mit in die Heimat bringen.

Hotelbusiness-Blog: Vielen Dank für das Gespräch - Ihr seid die Rockstars der Hotelbewertungen.

Viele, brave Gäste wünscht
Armin Gross

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